...ein auf den ersten Blick herrlich ähnlich klingendes Worttrio unterscheidet sich auf den zweiten Blick doch immens.
Erklärt am Beispiel eines frei erfundenen niederbayrischen Hobbygärtners namens "da Lucki aus Finsing".
Der wilde Ludwig aus Finsing heisst seit der ersten Klasse Lucki und ist heute 53. Wild liegt weit zurück, irgendwo zwischen den Maisstoppelfeldern, die man barfüssig für Mutproben heranzog und den Äpfeln, die man von Bäumen klaute, welche damals schon keiner mehr ernten wollte. Der Lucki lebt mit seiner Frau Sabine - genannt Bine aufgrund ihrer engen Taille, welche heute dem Rand einer Nussschnecke gleicht - seit der Hochzeit vor 29 Jahren immer noch in Finsing. Und während ihm zu Hause die Decke ordentlich auf den Kopf fällt wie er seinen Motorradfreunden nicht müde wird zu erzählen und das Motorradfahren der Bine trotz des Lederanzuges eigentlich nie Spass bereitet hat, tut sie immer noch so als gefiel es ihr und zwängt sich für Ausflüge, die immer rarer werden in den Lederkombi aus den 80igern.
Vielleicht war es die Angst vorm Aussterben, dass Lucki plötzlich Hobbygärtner wurde. Leidenschaftlich pflanzt, hegt und pflegt er seinen Schrebergarten 5 km vor der Ortsgrenze. Wann immer er kann wirft er sich auf seine Honda träumt von der Harley und dann geht es ab in die Natur. Jedenfalls ist im die Gärtnerei irgendwie trotz allem peinlich, obwohl sein Umfeld es durchaus als bereichernd empfindet. Auch Anton, der SAP Berater, aus dem -wie man landläufig anmerkt- etwas geworden ist und auf Bayrisch "a mords Position hamm muass."
"A Propos "mords" Zucchini hast du da im Garten, Lucki, ruft Anton der SAP-Berater im niederbayrisch gefärbtem Hochdeutsch, beim Vorbeirauschen auf dem neuen Carbonrenner mit E-Motor. So bereitet er Lucki unbewusst aber von seiner Gier getrieben auf den von übertriebener Sparsamkeit und Hamsterei getränkten Einwurf vor, der auf dem Rückweg der Radtour durch ihn gemacht werden wird. Radel, Radel, Gipfel, Getränk, schnell Rekord brechen, Downhill und da ist er schon auf dem Rückweg am Schrebergarten: "Sag mal Lucki, Alter Schwede, das sind ja mords Zucchinis, ach und die Tomaten sind ja schon reif, ...
"Was mechst an?! raunzt Lucki zurück, halb in seinen Bart, halb Anton entgegen. Zwischen verlegen und aufmüpfig, zwischen verärgert und zu nett für die Welt, spürt er seine Konfliktscheuheit ausgenutzt...eigentlich will er ihm mit der Zucchini die Visage frisieren und zeigen wo der sogenannte "Barthel an Most hoid" (Jiddisch: "Zeigen wo es lang geht").
Still grummelt er weiter vor sich hin. Wirklich, nein Lucki das müsste doch nicht sein. Zwei gleich, toll wie du das machst hier mit dem Garten, Respekt". Was macht der Job, machst Du immer noch, na mit Eisen, jedenfalls liegt noch genügend vor deinem Haus herum? , hö hö...es lacht nur einer". Da nimm's scho mit jetzad, ertönt es leicht angesäuert aus Luckis Mund und er drückt ihm die weiße Plastiktüte mit den beiden grünen Zucchini, den unzähligen Kirschtomaten und drei Kohlrabi gegen die Brust." Und während er sich verabschiedet, Anton sich die Tüte an den Lenker hängt, ihm zum Servus die Hand klopfend auf die Schulter legt, entfernt sich der Lucki vom Gartenzaun auf dem Weg in seine Hütte mit den Worten "häng der die Tüt'n no schee an Lenker du Noa (Deutsch: Narr), de sois da so in deine Spoachern eine ziang, dass de obawirft von deim Angeberradl."
Als Anton zu Hause ankommt ruft er seiner Frau Illona auf dem Weg von der Ankleide zur Dusche zu "Illonaschatz, Du stell dir vor, ich kam wieder bei dem Gratler vorbei, der mit dem Schrebergarten, Du weißt schon...so ein Chaot!" "Welcher Gartler, Anton?" Ja, der Typ, der mit dem Garten richtig, Du weißt schon, der den ganzen Plempel vor dem Haus liegen hat und damit "schachert". Ach der, der diese Honda fährt? Ja, der. Seit wann interessierst du dich für Motorräder, Schatz? Na, jedenfalls, das ist vielleicht ein Grantler! Motzt und schimpft vor sich hin die ganze Zeit. Aus dem strotzt der Neid, ich sag es Dir. Hat es ja auch zu nichts gebracht, ist nie rausgekommen aus diesem Kaff hier. Du Anton, was denn Schatz? Ich habe gar keine Zeit, sorry, ich muss für morgen noch etwas vorbereiten - total dringendes Projekt.
Mit Freunden hat er der Lucki über Wochen den Schuppen umgebaut und sich gemütlich eingerichtet, ab und an zu viel Bier getrunken, frisch gefischten Fisch gegrillt und mit Schnäpsen nachgespült. Insgeheim war er froh um seinen Garten mit Laube. Manchmal hat er hier auch schon übernachtet und von der Route 66 mit Illona geträumt. Es geht nichts übers 'Garteln', in Freiheit säen und ernten, was und wo man will, denkt er bei sich und grummelt in seinen Bart: "A so a Kasperl, a sechana Depp, kreimschachterl der geht auf koa Kuahhaut, der muas auf der Brennsuppn, dahergschwomma sei, moant i bin a oama Deifi!"
Und die Moral von der Geschicht: Ein Gartler der grantelt grattelt noch lange nicht.
Garteln: Hobbygärtnern, grds. überall möglich, ggf. Nachbarn fragen
Gratteln: in sehr einfachen Verhältnissen leben, sich durch ein stark ungeordnetes Leben fretten und sich und sein Umfeld vernachlässigen
Granteln: niederbayrische Seelenhygiene bzw. Textyoga betreiben, meist verärgert von leicht frotzelnd bis unverschämt mal leise, mal lauter vor sich hin schimpfen mit latentem Interesse gehört zu werden. Bei Anwendung und etwaigen Rückfragen antwortet man in der Regel mit "ah nix".
Die Jagdgöttin
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